Dienstag, 15. Oktober 2013

Individualität und Gemeinschaft

Seit vielen Jahren, eigentlich seit ich denken kann beschäftigt mich das Thema Gemeinschaft und eine leise Sehnsucht nach einer selbstgewählten unterstützenden "Familie" taucht in regelmäßigen Wellen in meinem Inneren auf. Tatsächlich lebe ich aber - wie so viele meiner Freunde - seit Jahren entweder in Partnerschaft, Kleinfamilie oder ganz allein!
Der Frage wie es zu dieser Diskrepanz kommt, bin ich auf den Grund gegangen und habe meine inneren Bedürfnisse einmal untersucht:
Z.B. das Bedürfnis nach
  • Selbstbestimmung
  • Freiheit
  • Ungestört sein
  • Stille
  • Nichts absprechen müssen
  • Allein sein
  • Künstlerische Freiheit
steht kraftvoll dem anderen Feld der Bedürfnisse gegenüber:
  • Geborgenheit
  • Gehalten sein
  • Versorgt sein 
  • Arbeit teilen
  • Sich absprechen können
  • Nicht überlegen müssen, wo man die Feiertage verbringt und mit wem man Sonntags frühstückt...
In vielen Gesprächen mit Freunden und Klienten taucht immer wieder die selbe Vision auf: "Ich könnte nur in Gemeinschaft leben, wenn ich meine eigene Wohnung darin hätte, zumindest mein eigenes Bad,... oder meine eigene Küche...Man stellt sich eine Runde von kleinen Häuschen vor, in der jeder seine eigene Terrasse hat...

Ich bin sicher, dass wir für die neue Welt auch eine neue Architektur für unser Bedürfnis nach Gemeinschaft und Individualität brauchen. Aber ich spüre die Notwendigkeit,  zunächst eine neue Beziehungskultur, neue Kommunikationsformen zu erlernen.
Es ist die Fähigkeit, im Sowohl-als-auch zu sein:
  • Ich folge meiner eigenen Spur und achte dabei die deine
  • Ich bin mir selbst treu und achte deine Selbsttreue
  • Ich höre deine Bedürfnisse und achte meine Antwort
  • Ich folge meiner Intuition und ich lasse dir deine
  • Ich höre dein NEIN und erfülle mir selbst mein Bedürfnis
  • Ich kann NEIN sagen und liebevoll sein
  • Ich kann JA sagen und bei mir bleiben
  • Ich nehme mir die Zeit, eine Lösung zu finden die für mich und für uns alle stimmt
  • Ich respektiere die Zeiten des Feierns und die Zeiten des Einzelgängers
  • Ich achte den Rhythmus zwischen Nähe und Distanz 
Ganz gleich, ob wir bereits in einer Gemeinschaft oder in einer Beziehung oder allein leben, ich fühle, dass es an der Zeit ist, dass wir das "und" üben, mit allen mit denen wir zu tun haben. In  Gruppen, Seminaren, mit  Nachbaren, Freunden, Kindern, Kollegen...
Für dieses Üben braucht es keine Technik. Es braucht den Mut, das eigene Herz zu öffnen,
verletzlich und kraftvoll zu sein, mitfühlend und mutig.

Ich liebe die neue Zeit!

Katrin Grassmann

16.10.2013